Die Politologin und Soziologin Professorin Dr. Ulrike Ackermann befasst sich im ersten Vortrag des Jahres 2024, mit dem Thema „Die neue Schweigespirale – wo Zwischentöne verstummen“. 1980 prägte die Mainzer Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann den Begriff der „Schweigespirale“. Demnach hängt die Bereitschaft vieler Menschen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, von der Einschätzung des Meinungsklimas ab. Widerspricht die eigene der als vorherrschend betrachteten Meinung, gibt es Hemmungen, sie zu äußern.
Auch aktuell prägen nach Auffassung Ackermanns eine zunehmende Einengung des Meinungskorridors und die Politisierung der Wissenschaft eine stark konfrontative und moralisierende Debattenkultur, in der gesunder Menschenverstand und ausgleichende Positionen kaum durchdringen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts untersuchte sie dazu relevante Fragen: Wie weit geht Cancel Culture an deutschen Universitäten? Sind Meinungsvielfalt und Pluralismus in Forschung und Lehre in Bedrängnis geraten? Wie konnte aus einem emanzipatorischen Ansatz zur Sichtbarmachung diskriminierter sozialer Gruppen eine ideologisierte Entwicklung mit gesellschaftlichem Spaltungspotenzial werden?
Ackermann sieht sich als Verteidigerin universaler Rechte in einer offenen Gesellschaft. Sie warnt eindringlich vor Einschränkungen des Rechts auf freie Meinungsäußerung und damit vor den gesellschaftlichen Folgen einer Entwicklung, welche die Grenzen des Sagbaren zu verschieben droht.
Der Eintritt ist frei, eine Spende zur Finanzierung erbeten
Arbeitskreis Frankenberger Winterabende
Kleines Heiliges Kreuz oder Frankenberger Kirche