Ein Blick in die Geschichte von Goslar

Wo Kaiser ihr Herz verlieren ... - mit diesem Slogan feiern wir 2022 das 1100jährige Stadtjubiläum von Goslar. Doch wie hat eigentlich alles angefangen? Warum verlieren die Kaiser ihr Herz ausgerechnet in Goslar? Was ist zwischen 922 bis 2022 alles passiert? 

Günter Piegsa lichtet mit seinen Zeilen die 1100jährige Geschichte und führt euch zurück ins letzte Jahrtausend. Viel Spaß beim Lesen!

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Ein Blick in die Geschichte von Goslar
Ein Blick in die Geschichte von Goslar

STADTJUBILÄUM GOSLAR

Von 922 bis 2022
Wo Kaiser ihr Herz verlieren.

geschrieben von Günter Piegsa 

Gründungsdatum und Gründungslegende: Fehlanzeige

Für den Bergbau am Rammelsberg gibt es eine Gründungslegende: Danach soll ein Ritter namens Ramm, ein Gefolgsmann Kaiser Ottos des Großen, 968 bei einem Jagdausflug sein Pferd an einen Baum festgebunden haben, um dem Wild im unwegsamen Gelände zu Fuß nachzu-stellen. Das Ross scharrte in ungeduldiger Erwartung seines Herrn mit den Hufen und legte so das Erz frei. (1)

Für die Anfänge der späteren Stadt Goslar gibt es keinen Ritter Ramm, keinen Romulus oder Remus und auch keinen Rosenstrauch. Die Anfänge der Stadt liegen im Dunkeln. Ihre gern zitierte Nennung zum Jahr 922 „rex Heinricus […] vicum Goslarie construxit“ ist der mehr als 200 Jahre späteren Aufzeichnung des Annalista Saxo entnommen. „Der Quellenwert die-ser Stelle ist in das eher Sagen- hafte zu verweisen“ (2). Erst 1005 liefert eine Urkunde den gesicherten Nachweis für Goslar. Aus dieser späten Ersterwähnung „die Existenz der Siedlung Goslar vor der Jahrtausendwende überhaupt in Frage zu stellen und eine Gründung von Ort und Pfalz durch König Heinrich II. im Nichts anzunehmen“ (3) ist nicht plausibel. Auf Grund des bereits wohl Jahrhunderte alten Bergbaus dürfte Goslar als wie auch immer ausgeprägte Ansiedlung deutlich älter sein. Sieglinde Bauer wirft zu Recht die Frage auf, warum eine „Besiedlungskontinuität seit vormittelalterlicher Zeit oder gar der Bronzezeit… ausgeschlossen sein“ soll, „da doch die Erzvorkommen des Harzes und des Rammelsbergs bekannt gewesen sind und wie ein Magnet gewirkt haben?“ (4)

Ansicht von Ritter Ramm, 
Ausleger, Bergstraße 10 

Goslars legendäre 1000 Jahrfeier 1922

Die vermeintliche Erstbenennung 922 war tausend Jahre später Anlass, sich der eigenen Geschichte zu erinnern. Kulturelle, wissenschaftliche und sportliche Veranstaltungen sollten die Bürger mit Stolz auf ihre tausendjährige Stadt erfüllen und über politische Gräben hinweg zusammenschweißen. Das sahen nicht alle so wie die städtischen Kollegien unter Oberbürgermeister Klinge: manchen Zeitgenossen wäre eine „Tausendjahrfeier gegen die Schuld-lüge“5, also gegen den Versailler Friedensvertrag, lieber gewesen. Und nicht wenige Goslarer zogen eine „kühne“ (6) Parallele zwischen dem „Schandvertrag“ von 1918 und dem Riechenberger Vertrag von 1552, mit dem Goslar vor den Truppen Herzog Heinrich des Jüngeren von Braunschweig kapitulierte und der Berg- und Waldrechte verlustig ging.

Zehn Ausschüsse befassten sich mit der Vorbereitung der Feierlichkeiten, die neben Veranstaltungen wie einem Festakt, einer wissenschaftlichen Woche, die Tagung des Preußischen Städtetages und der Aufführung des Fest- spiels „Der Ratsherr von Goslar“ einen Höhepunkt in ei-nem Festzug fanden, der in historischen Kostümen die Geschichte der Stadt lebendig werden lassen sollte. (7)

Aus Anlass der Tausendjahrfeier schenkte der Hannoversche Städtebund der Stadt die Fenster für die Rathausdiele. Sie wurden 1928 eingebaut. Das Bildprogramm zur Stadtgeschichte verrät in der Darstellung des Riechenberger Vertrages eine damals aktuelle Geisteshaltung.8 Hans Zepter, der Künstler, stellt den feindlichen Herzog wie eine Juden-Karikatur dar mit der biblischen Figur des Verräters Jesu im Rücken, Judas, der den Geldbeutel mit den Silberlingen in der Hand hält. Und auf dem Helm des Soldaten im oberen Bildfeld steht „Versailles“. Die Botschaft: Der Vertrag von Riechenberg 1552 war genauso ein „Schandvertrag“ wie der Friedensvertrag von Versailles 1919. Schuld waren andere, auch wenn der vermeintliche Niedergang der Stadt teilweise hausgemacht und der Zugriff von Territorialherren keine Goslarer Besonderheit war.

Die 1922 vermiedene Politisierung des Stadtjubiläums kommt im Geschenk des Fensters endgültig als Geschichtsrevisionismus und Judenfeindlichkeit ans Tageslicht. Durch die Tausendjahrfeier 1922 schien die Durchführung von Feierlichkeiten 100 Jahre später vorgegeben.

Festausgabe der Goslarschen Zeitung
zum 1. Juli 1922  
(Ausschnitt); Stadtarchiv Goslar 

Antisemitisches Glasfenster von 1928 im Goslarer Rathaus: Heinrich der Jüngere 1552, dahinter ein Jude, der an Judas, den Verräter Jesu erinnert, und rechts ein Soldat, dessen Helminschrift „Versailles“ (hier nicht erkennbar) die Parallele zwischen den „Schandverträgen“ von Riechenberg 1552 und von Versailles 1918 nahelegen soll. (Foto: Liersch) 

Braunschweigs Stadtjubiläen – Quedlinburgs Ersterwähnung

Braunschweig feierte 1861 ein verfrühtes tausendjähriges Stadtjubiläum. Nachdem man erkannte, dass die Jahreszahl 861 eine Erfindung des späten Mittelalters und von zweifelhaftem Wert war, würdigte die Stadt 1981 ihre tatsächliche Ersterwähnung 1031 in der Weiheurkunde der Magnikirche mit einer 950 Jahrfeier und bereitet schon jetzt ihre Tausendjahrfeier 2031 vor. Die Herausgabe einer mehrbändigen Gesamtdarstellung der Stadtgeschichte ist in Vorbereitung.9 In Goslar wird es in diesem Jahr ebenfalls eine gedruckte (einbändige) Stadtgeschichte geben: die erste gesamtheitliche Darstellung der Geschichte der Stadt seit fast 200 Jahren, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt.

Auch die Stadt Quedlinburg begeht 2022 ihre 1.100ste Ersterwähnung mit einer Festzeit vom 22.04. bis 06.06. Und das völlig unumstritten: Eine Urkunde König Heinrichs I. erwähnt am 22. April 922 die „villa, quae dicitur Quitilingaburg“, also die Ortschaft mit dem Namen Quedlinburg.

Die Vogelschau gibt die räumlichen Zusammenhänge zwischen Kaiserpfalz, Liebfrauenkirche, Stiftskirche, Großem Heiligen Kreuz, Marktkirche, Rathaus und Markt (bei kleinen Mängeln in architektonischen Details) anschaulich wieder.   Aus: Hans Simon: Das Herz unserer Städte, Zeichnungen europäischer Stadtzentren des Mittelalters, Band III, Essen 1967, Seite 10; vervielfältigt mit freundlicher Erlaubnis des Herausgebers, der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, Bundesgeschäftsstelle Berlin. 

Wo Kaiser ihr Herz verlieren?

Das Stadtjubiläum in Goslar steht unter dem von der Goslar Marketing GmbH ausgewählten Motto „Wo Kaiser ihr Herz verlieren“. Es erinnert entfernt an Willy Schneider, Gus Backus und Heino, die bekanntlich ihr Herz in Heidelberg verloren haben. Aber in Goslar geht es nicht um die Interpreten des Grammophonschlagers von 1925, sondern um Kaiser Heinrich III. (1016 – 1056). Der gewählte Pluralis Majestatis ist diesem Goslar besonders ge-wogenen, mächtigen und würdigen Herrscher angemes-sen: Er baute die Pfalz aus, gründete das Stift St. Simon und Judas und sorgte für einen Schub in der Entwicklung der späteren Stadt. Von ihm wird in den Pöhlder Annalen des 12. Jahrhunderts berichtet, dass sein Herz Goslar ge-hört: „quia corde semper fuerit Goslarie“. Ob das im über-tragenen Sinne oder wörtlich gemeint ist, muss offen-bleiben.

Jedenfalls befindet sich unter seiner Grabplatte, die wegen Abbruchs seines Domes in die Ulrichskapelle versetzt wurde, eine Kapsel, deren Inhalt auf Reste des Herzens hindeuten soll. Weitere Kaiser mit ähnlichen „Verlustmeldungen“ sind nicht bekannt. Da seit der Abdan-kung von Kaiser Wilhelm II. 1918 kein weiterer Kaiser sein Herz in Goslar verlieren kann, ist die Präsensform des Verbes „verlieren“ wohl eher als Verneigung vor dem Kunden, der hier nicht nur König sondern Kaiser ist, zu verstehen, und beileibe nicht als Sehnsucht nach der 1803 verlorenen Reichsfreiheit.

Goslar etymologisch: Lichter Wald am sprudelnden Bach

Das Werden einer Stadt ist nur bedingt an einem Datum festzumachen. Es ist ein mindestens Jahrzehnte andauernder Prozess der baulichen, infrastrukturellen, wirtschaftlichen und rechtlichen Entwicklung.

Für die spätere Stadt Goslar ist wahrscheinlich, dass sie sich aus mehreren Siedlungszellen entwickelte, die weitgehend unabhängig voneinander am Fuße des Rammelsber-ges, entlang der Gose und ihrer Seitenarme lagen. Der Bach gab der Stadt ihren Namen: Gose dürfte als „Sturzbach“ aus dem Germanischen herzuleiten sein. Ortsnamen mit dem Grundwort „-lar“ rechnet Udolph zu den ältesten germanischen Siedlungsbezeichnungen mit der Grundbedeutung von „Wald, lichter Wald, mit Bäumen bestandene Wiese“10. Goslar: der lichte Wald am Sturzbach, die mit Bäumen bestandene Wiese am sprudelnden Bach.

Siedlungszellen

Ob der „Villa Romana“ genannte Bereich am späteren Rosentor auf einen römischen Gebäudekomplex hindeutet, ist (derzeit noch) unbewiesen. Glaubhaft sind Siedlungszellen wie das Bergdorf als Wohnbereich der Bergleute am Hang des Rammelsberges mit einer möglicherweise in das 10. Jahrhundert zurückreichenden Kirche, der Frankenberg als Siedlung der Berg- und Hüttenleute im Westen, ein königlicher Jagdhof südlich der Gose, aus dem sich im

11. Jahrhundert der Dom- und Pfalzbezirk entwickelte, nördlich davon eine Marktsiedlung, aber auch mehrere Hofanlagen verteilt über das spätere Stadtgebiet und möglicherweise eine erste Bebauung im Bereich des späteren Klosters auf dem Georgenberg nördlich der heutigen Altstadt. In der Regierungszeit Kaisers Otto I. (936 – 973) vermutet Christine H. Bauer auf Grund des beginnenden systematischen Bergbaus und Hüttenbetriebes einen Aufschwung der urkundlich nicht belegten Siedlung.11 Zuwanderung von Berg- und Waldarbeitern, von Handwerkern und Kaufleuten dürfte die Folge gewesen sein. Pfalz und Dom

Da die mittelalterlichen Herrscher über keinen festen Regierungssitz verfügten, sondern selber den „Reichsmittelpunkt“ durch ihre persönliche Anwesenheit darstellten, waren sie ständig auf Reisen und benötigten hierfür ein reichsweites System repräsentativer und wirtschaftlich leistungsfähiger Stützpunkte. Zentrales Element dieses „Reisekönigtums“ waren die Pfalzen. An Stelle der vom sächsischen Umland umgebenen, befestigten Königspfalz Werla wählte der Liudol-finger und Ottone Kaiser Heinrich II. (1002 -1024) im Konflikt mit dem sächsischen Adelsgeschlecht der Billunger aus machtpolitischen Gründen einen nahegelegenen, von ihm dominierten Standort in Goslar. Hier verfügte er über den bereits erwähnten Königshof mit Jagdhaus. Wahrscheinlich fanden Hoftage und Reichsversammlungen ab 1009 zunächst in diesem königlichen Jagdhof statt.12

Der zeitgenössische Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg vermeldet für 1017 Ausbauarbeiten. Ob Hein-rich II. seinen Hof erweitern ließ oder eine Pfalz neu gründete, ist nach derzeitiger Forschungslage unklar. Jüngere archäologische Funde im heutigen Garten hinter der Kaiserpfalz belegen einen massiven Wohnturm aus dem 10. Jahrhundert, Diese und weitere Mauerreste deuten für Jan Habermann auf einen früheren Anlagenkern, den der heute noch sichtbare salische Neubau Heinrichs III. seit 1042 überformt oder weitgehend ersetzt hat.13

Zusätzlich zu seiner Stiftskirche St. Simon und Judas prägte Heinrich III. die Sakrallandschaft Goslars durch die Gründung des Kollegiatstiftes zu Ehren des heiligen Petrus auf dem Petersberg im Osten vor der Stadt. Auch die Anfänge des Stifts auf dem Georgenberg könnten auf Heinrich III. zurückgehen. Die Gründung der Pfalz und die damit zusammen-hängenden Königsaufenthalte im 11. Jahrhundert dürften für die Entwicklung Goslars einen mindestens ähnlichen Schub ausgelöst haben wie er vom Bergbau ausging.

 

Altstadt Goslar mit den wichtigsten Straßenverbindungen
und den Pfarrbezirken (Grundkarte: Thomas Velte, mit Eintragungen des Autors) 

Straßennetz – Pfarrbezirke – Stadtbefestigung

Die Ansiedlung wuchs. Das Rückgrat der Stadt wird zum einen der mäandrierende Straßenverlauf von Nordwesten (Nordharzrand/Göttingen) nach Süden (Pfalzbereich) über die heutige Bäringer Straße, die Marktstraße vorbei an der Marktkirche und über den Hohen Weg gebildet haben. Zum anderen war es in West-Ost-Richtung der gewundene Verlauf der Bergstraße (über die die Gruben am Rammelsberg erreicht wurden) zur Marktstraße durch den frühen Siedlungsbereich zwischen Frankenberg und Pfalzbezirk. Ab der Marktkirche verlief die Straße geradlinig auf einer Geländerippe als Markt Straße bzw. Breite Straße gen Osten Richtung Braunschweig, Halberstadt und Magdeburg. Vom späteren Rathaus am Markt führte eine weitere Straße nach Norden und weiter nach Hildesheim. Wirkt die Siedlungsstruktur in den älteren Quartieren, insbesondere zwischen Frankenberg und Pfalzbezirk, noch sehr unregelmäßig (und möglicherweise am ursprüng-lichen Verlauf der Gose orientiert), deuten die jüngeren Straßen auf eine rationale Planung.

Der Heimatforscher Hans-Günther Griep geht davon aus, dass der Stiftsherr des Doms und Vice Dominus am königlichen Hof Benno Heinrich III. für die Grundidee gewann, Goslar wie das himmlische Jerusalem zu gestalten: ein Kirchenkreuz, umrahmt von der Mandorla der Befesti-gungsanlagen; eine sagenhafte Vermutung wie die Ersterwähnung 922.

In den Jahrzehnten vor und nach 1100 entstanden um die Marktsiedlung neue planmäßig angelegte Stadtviertel mit großen Pfarrkirchen, errichtet nach dem Vorbild der Stiftskirche. Markt-, Frankenberger-, Jakobi- und Stephanikirche sowie außerhalb der Stadtmauer das Kloster Neuwerk bildeten die Goslarer „Kirchenfamilie“, die trotz gotischer Umbauten, Erweiterungen und Bränden noch immer beeindruckt. Allerdings wurde die Stephanikirche durch einen verheerenden Brand 1728 in der Goslarer Unterstadt mit 180 Gebäuden in Schutt und Asche gelegt. Spendenaufrufe im Reich, in Schweden, Dänemark und den Niederlanden erbrachten die nötigen Mittel, um eine neue Kirche in den schlichten Formen des norddeutschen Barocks zu errichten. Bereits um 1073 soll die Siedlung in geringerer Ausdehnung als die heutige Altstadt mit Wällen und Planken befestigt gewesen sein. Vermutlich war erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die gesamte heutige Innenstadtfläche von einer Mauer umschlossen. Diese wurde in der Folgezeit erhöht und mit einem Wall-Graben-System geschützt. Vier Stadttore und eine Reihe von Pforten ermöglichten den Zu- und Abgang. Heute bemisst sich die Altstadt innerhalb der (äußeren) Feldmauer, also einschließlich der Graben-Wall-Anlage, auf fast 125 ha. Erst Ende des 19. Jahrhunderts sollte dieser Befestigungsring durch Gründerzeitvillen über-sprungen werden.

 

Altstadt Goslar; digitales Orthofoto des Landesamtes
für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen
LGLN, Befliegung April 2010 

Goslar Geschichte: ein Grund zum Feiern!

Während das Interesse der Kaiser an ihrer Pfalz in Goslar schwankte und sie ihre Bedeutung aufgrund reichspolitischer Veränderungen schließlich verlor (1253 hielt sich letztmalig mit Wilhelm von Holland ein König des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ in Goslar auf), blühte die Siedlung zur Stadt auf. Unklar wie ihr Beginn lässt sich auch die „Stadtwerdung“ im funktionalen oder rechtlichen Sinne nicht an einem Datum festmachen. In beiden Fällen ist von einer prozesshaften Entwicklung auszugehen. Wie in anderen niederdeutschen Städten dürfte auch in Goslar die Bildung des städtischen Rates in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ihren Abschluss gefunden haben. Die Entwicklung ging, wie anderenorts auch, keineswegs gradlinig weiter: innerstädtische Span-nungen, wirtschaftliche Blüte, Reformationswirren, Konflik-te mit den Herzögen von Braunschweig, Niedergang, Kriege, Brände, Industrialisierung, Nationalsozialismus, Wirtschafts-wunder, Wiedervereinigung. All das schrieb sich in die Stadtgeschichte und das Stadtbild ein.

Das mittelalterliche Straßennetz und die Stadtbefes-tigung, romanische Kirchen, 1500 erhaltene historische Gebäude, meist in Fachwerk, das Rathaus mit seinem prächtigen Huldigungssaal, Markt und Marktbrunnen, die Kaiserpfalz und ihre faszinierend ausgemalte Aula Regia, das Brusttuch und das Bäckergildehaus, die Worth als Gildehaus der Fernhandelskaufleute, das Stammhaus der Industriellenfamilie Siemens, ehemalige Hospitäler als Zeugnisse der Armenfürsorge, das städtische Museum und das Mönchehausmuseum für moderne Kunst, der Rammelsberg über und unter Tage: das alles stammt aus unterschiedlichen Zeiten, bezeugt eine facettenreiche Vergangenheit und macht den Charme Goslars aus.

Ein Grund, sich der Geschichte unserer Stadt zu erinnern, ein Grund zum Feiern. Was machen da schon ein paar Jahre mehr oder weniger bei der Ersterwähnung aus?

Geschrieben von: Günter Piegsa 

 

Quellennachweis:

1 Vgl. wikipedia.

2 Naß, Reichschronik, S. 271, zitiert von Casemir, Kirstin und Ohanski, Uwe: Die Ortsnamen des Landkreises Goslar, Bielefeld 2018, Seite 68.

3 Casemir, Kirstin; Ohainski, Uwe: Die Ortsnamen des Landkreises Goslar, Bielefeld 2018, Seite 69.

4 Bauer, Sieglinde: Goslarer Häuserbuch. Grundbuch 1443 – 1505; Bielefeld 2019, Seite 668.

5 Goslarsche Zeitung vom 02.03.1922 nach Schyga, Peter: Goslar 1918 – 1945, Bielefeld 1999, Seite 50.

6 Schyga a.a.O. Seite 54.

7 Vgl. Schyga, Peter: Goslar 1918 – 1945, Bielefeld 1999, Seite 45ff und Theuerkauf, Armin: Chronik der Stadt Goslar, Goslar 2008 Seite 108f.

8 Vgl. hierzu: Liersch, Helmut: Eine Geschichtsklitterung im historischen Rathaus, GZ 28.04.2016.

9 Steinführer, Henning: Magniurkunde ist der sichere Bezugspunkt, in: Vier Viertel Kult, Vierteljahreszeitschrift der Stiftung Braunschweigischer

Kulturbesitz, Herbst 2021, Seite 38f.

10 Vgl. Casemir, Kirstin; Ohainski, Uwe a.a.O. Seite 69 und 227f.

11 Bauer, Christine H.: Goslar: Könige, Kaiser und Bergherren, in: Bergwerk Rammelsberg, Altstadt Goslar, Oberharzer Wasserwirtschaft, hrsg. von

der Stadt Goslar, Hildesheim 2017, Seite 55.

12 Vgl. Bauer, Christine H.: Goslar: Könige, Kaiser und Bergherren; in: Stadt Goslar: Bergwerk Rammelsberg Altstadt Goslar Oberharzer

Wasserwirtschsaft; Goslar 2017, Seite 56; Vgl. auch Hesse, Otmar: Kaiser Heinrich II. und Goslar, Seite 17, Goslar 2020.

13 Habermann, Jan: Bannforst, Pfalz und Stammesadel: Die Harzlandschaft unter Heinrich II., in: Hesse, Otmar: a.a.O. Seite 38, Goslar 2020.a